Café Regenbogen gibt Halt
Stephan H. (55)* und Thomas N. (55)* besuchen seit vielen Jahren die Kontakt- und Beratungsstelle Café Regenbogen der Reha GmbH für Sozialpsychiatrie in der Bahnhofstraße 34 in Lengerich. Beide sind psychisch erkrankt und haben sich dank vieler Hilfsangebote ins Leben zurückgekämpft. Viele Jahre haben sie versucht, den Erwartungen in ihrem privaten und beruflichen Umfeld gerecht zu werden und ihre psychischen Probleme zu verstecken. In beiden Fällen führte das zu Depressionen, Zusammenbrüchen und Aufenthalten in Kliniken. Obwohl sowohl Stephan als auch Thomas wieder ein „normales“ eigenständiges Leben führen, ist die Corona-Pandemie für sie eine besondere Herausforderung. „Das Leben ist deutlich eingeschränkt und es fehlen mir die Möglichkeiten, seelische Schwankungen auszugleichen“, beschreibt Stephan die Situation.
Überproportionale Belastung durch Corona
Die Studie „Deutschland-Barometer Depression“ bestätigt, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung durch die Pandemie überproportional belastet sind. Um die Auswirkungen möglichst gering zu halten, setzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Reha GmbH Lengerich alles daran, ihre Klientinnen und Klienten wie gewohnt zu begleiten. Das Café Regenbogen als Betreuungseinrichtung konnte durchgehend unter strenger Einhaltung der Hygieneregeln offen bleiben. „Die Situation wäre für uns deutlich schlechter, wenn wir nicht die Möglichkeit hätten, uns hier im Café Regenbogen zu treffen und auszutauschen“, so Thomas. In guten Phasen treffe er sich gerne mit anderen Menschen, aber es gebe Zeiten, wo das Regenbogen eine wichtige Anlaufstelle sei. „Ich schätze dieses Angebot sehr. Dadurch habe ich eine Art Rückversicherung und weiß, dass ich in Krisen nicht alleine bin“, betont Thomas.
Mehr Toleranz erwünscht
Sowohl Thomas als auch Stephan wünschen sich mehr Toleranz und Verständnis für Menschen mit psychischen Erkrankungen. „Im Gegensatz zu somatischen Erkrankungen werden unsere psychischen Probleme von den wenigsten verstanden und akzeptiert,“ berichtet Stephan. „Es ist einfach schwer zu erklären, was bei einem im Kopf vorgeht.“ Beide haben sich dennoch dazu entschlossen, in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld offen mit der Situation umzugehen. Nur so könne man auch die nötige Toleranz von der Gesellschaft einfordern und generell etwas ändern.
Schnell Hilfe in Anspruch nehmen
„Seelische Probleme betreffen viele Menschen und dürfen kein Tabuthema sein“, bekräftigt der Sozialpädagoge Jörg Achterberg, Leiter des Café Regenbogen. Deshalb sei das Café als Treffpunkt für Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen und als Beratungsstelle ein wichtiges Angebot in der Region, besonders während der schwierigen Pandemielage. Betroffene oder Angehörige finden hier unbürokratische und schnelle Hilfe – ohne Terminvergabe und lange Wartezeiten. „Wir können nur appellieren, bei psychischen Krisen rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen und mögliche Scham abzulegen. Wir haben hier für alle ein offenes Ohr und können an entsprechende Hilfeeinrichtungen weitervermitteln,“ so der dringende Appell von Achterberg. Interessierte erreichen das Café Regenbogen unter Telefonnummer: 05481/5128 oder E-Mail: kub(at)reha-gmbh-lengerich.de.
* Die Namen der Klienten sind geändert und uns bekannt.